Keynote BERG.BAHN.CAMP 2022

"Service 3.0 - Erfolgsfaktor Gästezufriedenheit"

von Michael PARTEL
Studienautor Best Summer & Best Ski Resort, GF Mountain Management GmbH

Der Wintersport hat in den letzten Jahrzehnten im Alpenraum extrem entwickelt. Man denke nur zurück an Keilhosen, Skier mit geschraubte Stahlkanten und Riemenbindung, geschnürte Lederskischuhe etc.  Damals genügte noch ein Schlepplift und zwischendurch eine Gulaschsuppe, oder ein „Skiwasser“… und heute? In allen Bereichen ob Seilbahnen, Gastronomie, Skiausrüstung, Rent, Hotels, Entertainment (Apres-Ski) Erlebniswelten für Kids und Teens, usw. leben viele damaligen Bergregionen von diesem Wintertourismus.

Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass man die Bedürfnisse der Gäste frühzeitig erkannt hat. War es damals verstärkt der direkte, familiäre Kontakt mit dem Gast in eher kleinstrukturierten Pensionen, so finden wir heute in vielen Destinationen Tophotels im 4 und 5* Sterne Niveau. Die Österreichische Skischulen unter Kruckenhauser, Hoppichler trugen das „richtige Skifahren“ in die ganze Welt hinaus. Heute fahren wir zum „Plausch“.. egal ob alte Skitechnik oder Carving-Schwung. Da hat sich also sehr viel verändert!

Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Skiregionen auch im Hinblick auf die Gästezufriedenheit im Alpenraum gut entwickelt haben.  So stieg von 2012- auf 2020 der durchschnittliche Wert der Zufriedenheit (21 Kriterien)  von 7,72 auf 7,95 ( + 2,9 %) auf der 10-stelligen Skala. Quelle: Studie Best Ski Resorts 2020

Blickt man in die Zukunft:  der Verdrängungswettbewerb wird – auch beeinflusst durch die klimatischen Veränderungen – weiter zunehmen. Die sogenannten „neuen Märkte“ werden zumindest im Alpenraum nicht für hohe Zuwachsraten sorgen. Vielmehr müssen wir mit einer alternden Skifahrergeneration rechnen, die Großteils ab 65 Jahren aus diesem Sport aussteigt, bzw. unsere Altersstruktur (immer weniger Kinder je Familie) auch nicht gerade für viel Nachschub sorgt. Somit wird das Gesamtvolumen an Skifahrern in Mitteleuropa eher fallen statt steigen.

Wenn früher der Bekanntheitsgrad mitentscheidend für die Wahl einer Skidestination war, so dreht sich dies in Richtung Begehrlichkeit.

Also da verändert sich gerade was! Künftig gilt es vermehrt aufzuzeigen, in welchen Bereichen der Gast Spitzenleistungen erwarten darf. Da geht es um das Thema Marke/Differenzierung/Positionierung. Man kann nicht überall der Beste sein! Wo liegen wirklich unsere Stärken. Was darf sich der Gast bei uns mehr erwarten, als in einem anderen Skigebiet? Fragen die uns verstärkt beschäftigen werden.

Wann ist man begehrt?
Begehrlichkeit entsteht, wenn man erwartete Leistungen übertrifft! Dazu gibt es aus den Studien von BEST SKI RESORTS 2020 eine etwas ernüchternde Botschaft. Nur 10 % der befragten Gäste im Alpenraum waren der Meinung, dass dies in dem gerade besuchten Skigebiet zutrifft.

Die Gäste von heute und von morgen sind eben nicht mehr vergleichbar mit der vorigen Generation. Sie kennen bereits die halbe Welt und vergleichen auch viele Skigebiete untereinander. Also die Erwartungen steigen generell, speziell auch beim Preis-Leistungsverhältnis.

Man kann schon die Preise erhöhen um „to much people on mountain“ zu reduzieren. Sollte dabei aber nicht vergessen, auch an der Leistungsschraube zu drehen! 

Es gilbt also weiterhin die Attraktivität im Bereich der Markenidentität laufend zu steigern. Im Bereich des Familienangebotes am Berg und im Ort gilt es zu berücksichtigen, dass man auch die finanziellen Möglichkeiten von Familien nicht außer Acht lassen darf, sonst wird auch dieses Segment immer kleiner werden..

Mit Covid-19 hat sich das Thema „Überfüllung“ nochmals verstärkt. Ich denke, jede Skiregion muss für sich selbst künftig definieren, wann ist genug!  Wie verteile ich künftig Besucherströme besser, wie kann man Stroßzeiten besser managen (Lift, Skischule, Restaurant) bis zur Überlegung einer eventuellen Limitierung. Hier wird die Digitalisierung verstärkt Einzug halten.

Ein verstärktes Augenmerk wird man auch den Mitarbeitern mit einer ausgeglichenen „work-life-balance“ schenken müssen, da „happy guests“ nur mit „happy Mitarbeiter“ funktionieren.

Die Faszination Wintersport bleibt sicher aufrecht. Nachhaltigkeit wird bei der kommenden Generation noch stärker die Wahl der Skiregion beeinflussen. Hier gilt es proaktiv zu handeln.

Je besser man seine Gäste kennt und versteht, desto eher wird man sie begeistern können!

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